- Sturlunga saga
- Stụrlunga sạga,um 1300 von einem unbekannten Kompilator (vielleicht dem Gesetzessprecher Þórđr Narfason, ✝ 1308) chronologisch angelegtes Sammelwerk ursprünglich selbstständiger isländischer Sagas, die die politischen, meist mit dem mächtigen isländischen Sturlungengeschlecht in Beziehung stehenden Ereignisse von etwa 1177 bis 1255/62 (»Sturlungenzeit«) behandeln. Sie werden »Gegenwartssagas« genannt, weil sie bald nach den geschilderten Ereignissen aufgeschrieben wurden, während die Isländersagas (Íslendinga sögur) erst etwa 250-300 Jahre nach den geschilderten Ereignissen schriftlich fixiert wurden. Kernstück der Sturlunga saga ist die »Íslendinga saga« des Sturla Þórđarson (* 1214, ✝ 1284), eines Neffens Snorri Sturlusons, die vermutlich bis zum Ende der isländischen Freistaatszeit (1262) reichte. Thematische Schwerpunkte sind die bürgerkriegsähnlichen Machtkämpfe großer isländischer Häuptlingsgeschlechter und die daraus folgende Unterwerfung Islands unter die norwegische Krone. Der Sturlunga saga fehlt häufig eine klare Handlungsführung, als Quelle für die politischen und kulturellen Verhältnisse Islands im 12. und 13. Jahrhundert ist sie jedoch von einzigartiger Bedeutung.Ausgaben: Sturlunga saga, herausgegeben von G. Vigfússon u. a., 2 Bände (1878); Sturlunga saga, herausgegeben von J. Jóhannesson u. a., 2 Bände (1946).Geschichten vom Sturlungengeschlecht, herausgegeben von F. Niedner (1930, Nachdruck 1967); Sturlunga saga, übersetzt von J. H. McGrew, 2 Bände (1970-74, englisch).K. Schier: Saga-Lit. (1970);
Universal-Lexikon. 2012.